Totale Sonnenfinsternis am 11.Aug.1999


Nach ca.10 stündiger Anfahrt (davon 3 Stunden im Stau stehend) erreichten wir unser Zielgebiet im Bereich der totalen Verfinsterung- Augsburg. Etwas müde durch die lange Fahrt, suchten wir nach einer Bleibe für die Nacht zum 11.Aug.

Damit tat sich dann auch das zweite Hindernis auf : alle Hotelzimmer waren belegt!!! Nun begann ein einstündiger Marathon von Hotel zu Hotel bis sich schließlich doch der glückliche Umstand ergab, weil zwei Minuten vor unserer Anfrage eine Zimmerbuchung storniert wurde, und wir zu dritt ein Doppelzimmer beziehen konnten.

Die Nacht war gerettet.

Aufwachen am Morgen des 11.Aug. Strahlend blauer Himmel um sechs Uhr. Die Laune steigt. Nachrichten hören; sie deuten uns nichts Gutes: der Himmel über Stuttgart dicht- Regen satt. Zu allem Unglück erfahren wir durch die nachfolgende Wetterkarte, daß der Tiefausläufer sich direkt auf dem Weg zu uns befindet. Um sieben Uhr gehen wir zum Frühstück. Nach Beendigung zeigen sich auch die ersten Wolken. Wir entscheiden, dem Regengebiet entgegenzufahren und fahren Richtung Ulm. Als sich nach 50 km Fahrt kein Loch in der Wolkendecke zeigt, biegen wir ab Richtung Norden. Doch allzuweit dürfen wir diese Richtung nicht einbehalten, da wir Gefahr laufen aus dem Bereich der totalen Verfinsterung zu gelangen. Dann hätten wir auch in Berlin bleiben können, wo der Grad der Bedeckung der Sonnenscheibe durch den Mond 87 % betragen wird.

Kurzentschlossen biegen wir um 10:30 Uhr von der A2 in einen Feldweg ein als sich ein Loch in der Wolkendecke zeigt.

An einem abgelegenen Plätzchen zwischen Wald, Fischteich und Acker beziehen wir Stellung und bauen unsere Gerätschaften auf.

ca 12:20 bei wolkenfreiem Himmel Hochstimmung und die ersten Fotos vom Beginn der Verfinsterung

Das wars dann wohl auch schon, denn beim rückwärtigen Blick über den Wald sehen wir eine dichte Wolkenbank heranziehen- es beginnt zu regnen. Unsere Stimmung erreicht den Tiefpunkt. Nur kleinere Wolkenlücken geben für kurze Zeit den Blick auf das Fortschreiten des einmaligen Ereignisses frei. Doch wir verharren am Ort -zu lange würde es dauern alle Geräte zu verstauen, einen Ortswechsel vorzunehmenn und dann erneut alles aufzubauen. Und schließlich weiß ein erfahrener Astronom , daß im Augenblick der Totalität durch die Abkühlung Winde entstehen, die die Wolkendecke aufreißen lassen können. Bange und angespannte Minuten unter dichter Wolkendecke vergehen. Und dann ein freudiger Ausruf fünf Minuten vor der Totalität- ein Loch in der Wolkendecke scheint direkt Richtung Sonne zu treiben. Trotz Regen decken wir die Geräte ab und bringen sie in Position. Und richtig: Wir haben das unsagbare Glück das, weshalb wir die Reise antraten, zu sehen zu bekommen:

oben links der "Diamantring", der dadurch entsteht, daß das Sonnenlicht durch ein Tal im Rand der Mondoberfläche fällt. Bei fortschreitender Verfinsterung sieht man die rötlich gefärbte Chronosphäre, sowie einige Protuberanzen.

Und schließlich die Korona, die leider durch eine dünne Wolkenschicht gedämpft erscheint.

                                            Nach der Totalität ein weiterer "Diamantring"


Nichts jedoch, weder Foto noch Video können uns aber den Eindruck ersetzen, den wir Drei am eigenen Leib inmitten der Natur während der fast zweiminütigen Totalität wahrzunehmen das Glück haben. Das Licht wird kraftlos und fahl, alles verliert seine ursprünglich Farbe- gespenstisch nahezu. Totenstille umgibt uns und wir trauen uns kaum zu atmen. Es ist, als befände man sich auf einem anderen Planeten oder in einer anderen Welt-dem Jenseits vielleicht. Der Instinkt meldet sich- alle Sinne werden mobilisiert- Urängste erwachen obwohl wir wissen, wie eine Sonnenfinsternis entsteht. Totale Anspannung von Körper und Geist. Doch schließlich die Erlösung: ein zweiter "Diamantring" deutet das Ende der Szenerie an. Erstes Aufatmen- es wird heller.


Fotos oben mit Nikon FE am 1000mm Refraktor ; Blende 18 auf Konica VX 400

Foto unten Nikon F70 und 300mm Teleobjektiv ; Blende 8 und Zeitautomatik auf Konica VX 100

Diese Aufnahmen entsprechen dem Anblick mit bloßem Auge

Diese Fotosequenz liest sich chronologisch von unten rechts nach oben links


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Kontakt: Thomas Hamann  Mail: hamanns@arcor.de